NERDfacts Folge 4/2024 Ingestion von Knopfzellbatterien

Das Verschlucken von Knopfzellbatterien ist extrem gefährlich und ein zeitkritischer Notfall. Warum das so ist und was ihr tun könnt, erfahrt ihr in den aktuellen NERDfacts.

Das pdf zu dieser Folge findet Ihr hier:

Fact 1 – KNOPFZELLBATTERIEN: ABSOLUTER NOTFALL!

Verschlucken Kinder Knopfzellbatterien (v.a. ≥ 2cm Durchmesser) können diese in der Speiseröhre stecken bleiben. Durch den geschlossenen Stromkreis kommt es zu einem Stromfluss → Hydroxid entsteht, welches hochgradig ätzend wirkt. Es entstehen nach
kurzer Zeit schwere Verätzungen. Nach mehreren Stunden sind eine Perforation oder eine Aortenfistel möglich!

Fact 2 – SYMPTOME!

Die Symptome sind unspezifisch. Mögliche Symptome sind: Husten, Fieber, Schluckbeschwerden, vermehrtes Speicheln, Schmerzen beim Schlucken, Bauchschmerzen, Thoraxschmerzen, Ess-/Trinkverweigerung.

Fact 3 – DIAGNOSTIK!

Kinder < 12 Jahren oder Batterie (frgl.) > 12mm:

Kinder > 12 Jahren oder
Batterie sicher < 12mm:

Sofortiges Röntgen zur Lokalisierung der Batterie

absolut beschwerdefrei, kein zusätzliches Verschlucken von Magneten, keine Vorerkrankungen der Speiseröhre
→ Wiedervorstellung bei Symptomen


Fact 4 – THERAPIE!

Batterie im Ösophagus:

Absolut, zeitkritischer Notfall → Alarmfahrt in Kinderklinik!
Honig 10ml alle 10min (CAVE: nicht bei Kindern < 1 Jahr! Gefahr des Säuglingsbotulismus)
Notfall-ÖGD (< 2 Stunden, Nüchternheit nicht abwarten)

Batterie im Magen:

Natürliche Passage abwarten, falls nach 4 Tagen nicht ausgeschieden

→ erneutes Röntgen, falls noch im Magen endoskopische Bergung

Fact 5 – WELCHE BATTERIEN SIND GEFÄHRLICH!

Besonders gefährlich sind breite Batterien von 2cm Durchmesser und Lithiumbatterien mit ihrer höheren Spannung. Die häufige CR 2032-Batterie verursacht dabei den Großteil der tödlichen Fälle. Aber auch leere Batterien haben noch genügend Restspannung, um relevante Schäden zu verursachen. Wurde zusätzlich ein Magnet geschluckt, kann es dazu kommen, dass die Batterie und der Magnet Wandanteile des Magen-Darm-Traktes einklemmen und so verletzen oder gar perforieren.


Einige Punkte vom Toxdoc Christoph Hüser gibt’s auch im Nerdfallmedizin Video zum Thema Knopfzellbatterie-Ingestion.

Quellen und weiterführende Infos:

Knopfzellbatterien – ToxDocs

Hoagland MA, et al. Anesthetic Implications of the New Guidelines for Button Battery Ingestion in Children. Anesth Analg. 2020 Mar;130(3):665-672. doi: 10.1213/ANE.0000000000004029

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Autor: Tim Eschbach

Ich bin leidenschaftlicher Notfallmediziner und Notarzt. Ich engagiere mich für die Fort- und Weiterbildung im Bereich der inner- und präklinischen Notfallmedizin, insbesondere im Bereich SOPs, CRM und Fehlerkultur.

4 Kommentare zu „NERDfacts Folge 4/2024 Ingestion von Knopfzellbatterien“

  1. Servus, super Erklärung zu diesem Notfall!

    Ich hätte da nur eine Frage, darf es für die Therapie nur Honig sein oder ginge auch ein klassisches Wellion Zuckergel was wir bei uns in den NEFs und RTWs mitführen?

    LG Chris

    1. Honig neutralisiert die ätzende Umgebung. Andere Substanzen haben sich in Studien als weniger effektiv erwiesen. Wenn man aber nur zuckergel zur Verfügung hat, ist das aber möglicherweise besser als nichts. Aber das ist nur meine Vermutung ☺️

  2. Hallo! Tolles PDF, aber leider mit Fehler:

    Was ist zB mit einem Kind 4 Jahre und Batterie 6mm? BEIDE Oder-Bedingungen treffen zu.

    1. Moin. Da hast du recht. Ich würde aber im Zweifel ein Kind immer in der Klinik vorstellen und sich Expertenrat einholen. Die Frage ist, wie sicher ist man, dass die Batterie tatsächlich so klein war und das Kind kann im Zweifel seine Beschwerden nicht so exakt äußern.

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