Trauma-Reanimation
Bei einem traumatischen Kreislaufstillstand (traumatic cardiac arrest – TCA) ändern sich plötzlich die Regeln. Die Behandlung reversibler Ursachen hat hier eine höhere Priorität als die Thoraxkompression. Das Team wird maximal gefordert. Welche reversiblen Ursachen das insbesondere sind und wie ihr damit umgehen könnt, erfahrt in den aktuellen NERDfacts. Auch dieses Mal mit großartiger Unterstützung von Patrick Spisla (Feuerwehr Bergisch Gladbach).
Das pdf zu dieser Folge findet Ihr hier:
Einleitung
Die Trauma-Reanimation hat besondere Herausforderungen. Das Team wird maximal gefordert sein. Die Teamstrukturierung bekommt eine enorme Bedeutung und die Ressourcen im Team müssen gut verteilt werden.

Fact 1 – DIE REGELN ÄNDERN SICH!
Die Behandlung reversibler Ursachen hat eine höhere Priorität als die Thoraxkompression! Reversible Ursachen sollten möglichst gleichzeitig abgearbeitet werden. Teamressourcen erkennen und richtig verteilen. Klare Kommunikation, Leadership und Teamwork!
Fact 2 – STOP THE BLEEDING!

Eine der häufigsten Todesursachen beim Polytrauma ist das Verbluten. Ein leeres Herz kann nicht pumpen, eine Thoraxkompression ist dann nicht effektiv. Daher müssen zunächst lebensbedrohliche Blutungen gestoppt werden (Manuelle Kompression, Druckverband, hämostyptische Gaze, Tourniquet). Hier auch die passende Infografik zu „Stop the bleeding“.
Jeder Erythrozyt zählt!
Fact 3 – ATEMWEG & BEIDSEITIGE THORAXENTLASTUNG!
Der Atemweg sollte frühzeitig gesichert werden. Eine der häufigsten vermeidbaren Todesursachen beim Polytrauma ist der Spannungspneumothorax. Bei einer Trauma-Reanimation muss daher in jedem Fall eine beidseitige Thorakostomie erfolgen. Auf jeden Versuch einer Nadeldekompression unter CPR soll eine offene Thorakostomie folgen. Auf das Einlegen einer Drainage kann je nach Situation verzichtet werden.
Fact 4 – BLUTUNGS- UND VOLUMENMANAGEMENT!

Innere Blutungen können präklinisch meist nicht gestillt werden. Die Gabe von 1g Tranexamsäure wird empfohlen bei Patienten mit Polytrauma und relevantem C-Problem. Die Beckenschlinge sollte nach dem S-KIPS Schema angewendet werden. Verbrennungen bedürfen eines adäquaten Volumenmanagements. Patienten mit kritischem C-Problem haben Transportpriorität.

Fact 5 – WEITERE MAßNAHMEN!
Clamshell-Thorakotomie oder REBOA-Verfahren sollten nur angewandt werden, wenn die Expertise & die Umstände stimmen und das Team dazu in der Lage ist. Die 4E sollten stimmen:

Die (Massiv-) Transfusion kann lebensrettend sein, ist präklinisch aber selten verfügbar. POCUS kann reversible Ursachen diagnostizieren. Die Diagnostik darf die Therapie nicht verzögern.
Quellen und weiterführende Infos:
Noch mehr Infos zu „Stop the bleeding“ findet ihr in unserem Halloween-Special!
https://link.springer.com/article/10.1007/s10049-021-00891-z
https://www.notfallguru.de/leitsymptome/allgemeines/reanimation#shot
https://www.notfallguru.de/leitsymptome/allgemeines/reanimation#tca
